🥫 Die Fiatisten – Teil 2: Prof. Dr. Marcel Fehlrauscher
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„Der Mann, der morgen gestern verstand“
Eine Satire über Modelle, Märchen – und monetäre Mythen
📉 Akt 1 – Die Berechnung
Prof. Dr. Marcel Fehlrauscher sitzt in seinem Lieblingscafé.
Vor ihm: ein Cappuccino, ein MacBook, drei Modelle mit jeweils 37 Variablen – keine davon Realität.
Er starrt in Excel wie ein Astrologe in den Nebel.
„Die Konjunktur wird steigen“, murmelt er,
„wenn sie nicht fällt. Und falls sie stagniert,
habe ich das 2021 schon gesagt. Irgendwo.“
Er klickt auf „Modell neu kalibrieren“.
Es stĂĽrzt ab.
Er nennt das: „Ergebnisoffene Wissenschaft“.
📢 Akt 2 – Die Prognose
Prof. Dr. Fehlrauscher sitzt im Fernsehstudio.
Er hat sich vorbereitet: Drei Charts, zwei Buzzwords und null Zweifel.
Hinter ihm flackert ein Diagramm,
das aussieht wie der Puls eines sedierten Patienten.
Er nennt es: „Wachstumsperspektive im Korrekturmodus“.
Moderatorin:
„Herr Fehlrauscher, wie sehen Sie die Entwicklung der Inflation?“
„Sie sinkt. Zwar langsam. Aber stark.“
Dann lächelt er, als hätte er gerade den Beweis für ewiges Wachstum gefunden:
„Und selbst wenn sie steigt, ist das gut –
denn Inflation zeigt, dass Menschen konsumieren.
Und Konsum ist… Wohlstand.“
Die Kamera schwenkt ins Publikum.
Betreutes Nicken.
Keiner wagt es, Fragen zu stellen.
Denn Marcel strahlt jene Autorität aus,
die entsteht, wenn man sich nie irrt – nur rückwirkend.
Er erklärt:
„Preise sind nicht dafür da, Knappheiten zu zeigen.
Sie sollen beruhigen. Steuern. Lenken.
Wie Verkehrsschilder, die jeder ignorieren darf.“
Zur Kapitalbildung meint er:
„Sparen ist asozial. Geld muss fließen.
Wenn alle sparen, gibt es keine Nachfrage.
Wenn keiner spart, gibt es Aufschwung.
So funktioniert moderne Volkswirtschaft.“
Er sagt das mit der Ăśberzeugung eines Mannes,
der sich die Welt gern in PowerPoint ausrechnet –
aber nie eine Bilanz gesehen hat,
die mehr enthält als Erwartungen.
Sein Publikum: Politiker, Beamte, Journalisten.
Niemand fragt nach.
Denn Marcel hat ein Talent:
Er irrt sich zuverlässig – im Interesse des Staates.
🥫 Akt 3 – Die Intervention
Am Abend, beim „Zukunftsforum nachhaltiger Geldpolitik“,
reicht ihm ein junger Mann in schwarzem Hoodie eine glänzende Dose.
„Was ist das?“, fragt Marcel.
„Eine Einladung zur Realität.
Schmeckt komisch. Wirkt langfristig.“
Marcel grinst mĂĽde.
„Ich reagiere allergisch auf Preisbildung.“
Doch er scannt den QR-Code –
nicht aus Neugier, sondern aus Ăśberlegenheit.
Ein Video startet:
Gigi – mit nachdenklichem Blick.
Er spricht ruhig, aber klar:
„Die einzige Konstante in Fiatgeldsystemen
ist das Versprechen, dass morgen alles besser wird –
wenn du heute nichts hinterfragst.“
Marcel blinzelt.
„Aber… das wurde nicht freigegeben zur Kommunikation.“
Er scrollt weiter.
Ein weiterer Satz erscheint:
„Wenn Preise manipuliert werden,
wird Wahrheit zum Risiko –
und Dummheit zur Karrierechance.“
âš« Epilog
Seitdem sagt Prof. Dr. Fehlrauscher nichts mehr.
Er schreibt Kolumnen –
über Ernährungstrends in multipolaren Zinslandschaften.
Er liest viel.
Vor allem Gigi.
Aber nur heimlich.
Auf einem alten Kindle,
der nicht mit dem Netzwerk der Bundesbank verbunden ist.
Die Dose steht im Regal.
Zwischen Fachliteratur und Förderantrag.
Er rührt sie nicht an –
aus Sorge,
dass ein einziger Bissen seine ganze Karriere entwertet.
Ein zu hoher Preis –
fĂĽr jemanden, der nie gelernt hat, was einer ist.